Facebook & Cambridge Analytica – Ein Bärendienst

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Wer die Vorgeschichte nicht kennt: Über die Entwickler API und eine spezielle Umfrage App kam das Unternehmen Cambridge Analytica an Informationen von Millionen Facebook-Usern. Davon betroffen waren nicht nur die Daten der Umfrage-Nutzer, sondern auch die ihrer Facebook-Freunde. Bis zu 87 Millionen Nutzer sollen betroffen sein. Der ganze Vorgang fußt wohl nicht nur auf unvorsichtige User, die ihre Datenfreigabe nicht beachteten. Auch Freunde dieser Benutzer, die Apps von Freunden (automatisch / Standard-Einstellung) Datensammeln in den Privatsphäreeinstellungen erlaubten. Diese gesammelten Daten, oder jedenfalls deren Auswertung, wurden dann von Cambridge Analytica (nicht nur) zu Wahlkampfzwecken an dritte verkauft. Sprach man erst von „nur“ 50 Millionen Nutzern, weitet sich der Skandal mittlerweile auf die Bevölkerunganzahl Deutschlands aus.

 

Genug Experten der Social-Media Branche wie Blender und Möchtegern-Experten aus allen Bereichen des Lebens haben sich mittlerweile dazu geäußert Zeit für einen neuen Blog Beitrag ?.

Eines finde ich ja an dieser ganzen „Facebook Skandal“ Geschichte gut. Na ja, zwei oder drei Sachen, um genau zu sein:

  • Tools
    Bei den Social-Media / Facebook-Tool Anbietern trennt sich, was die Funktionen, Analytics und das schnelle anpassen auf die API angeht, nun deutlich die „Spreu vom Weizen“. Vorreiter mMn ist hier Swat.io.
  • Ende der Nutzlos-Datensammel-Apps
    Endlich finden diese dämlichen Apps ein Ende, die manche meiner Bekannten und Freunde nutzen, in denen es um „wer ist deine beste Freundin“ und „was ist dein Einhornname“ geht. Sie existieren im Grunde nur, um Daten zu sammeln – eben auch von Freunden, soweit dies möglich war. Gerade unbedarfte und ältere Nutzer und, muss ich leider so sagen, weil gefühlte Wahrheit, Frauen, nutzen Apps wie diese um ihren Freundeskreis zu belustigen.

Das für mich wichtigste Resultat:

  • Datenschutz wird gesellschaftliches Thema  ?
    Die Nutzer, auch die unbedarften, fangen jetzt ENDLICH an, nachzudenken, was es heißt, „nichts zu verbergen“ zu haben. Nicht nur in Bezug auf sogar politisch/gesellschaftlich. Danke dafür, Facebook & Cambridge Analytica. Da die Aufmerksamkeitsspanne des Durchschnitts-Bürgers aber bei der Wartezeit von einer Folge „Bauer sucht Frau“ bis zum nächsten „Galileo Magazin“ reicht, wird das vermutlich nicht lange anhalten. ?

Aus meiner Zeit bei den Piraten kenne ich Spruch noch zu genüge: „Ich hab doch nichts zu verbergen!!!11“. Jetzt sind es oft die gleichen Leute, die sich unheimlich über Facebook aufregen. Weil es plötzlich um ihre Gesinnung geht, politisch. Weil es um ihr Leben geht, und darum, dass mit ihren Daten Wahlkampf getrieben wird.

Die Schuldfrage

Kann man diese Frage so einfach beantworten? Nein. Schuld an dieser Misere sind viele Faktoren, deren wichtigste:

Facebook

  • Mangelhafte bis keine Qualitätskontrolle der APPs, die an die Daten gelassen werden
  • Keine vernünftige und animierende Weise, Nutzer an die Datenschutzeinstellungen heran- und sie hindurchzuführen
  • Eine fehlerhafte API (oder zumindest eine zu offene)

Der Nutzer

  • Die Bequemlichkeit und Faulheit, sich mit den Datenschutzeinstellungen auseinanderzusetzen
  • Das blinde „Ja, OK“ Anklicken diverser Sicherheitsabfragen (hier können wir uns wohl auch bei Windows bedanken)

Die Gesetzgebung

  • Was möchte man verlangen, wenn erst 2018 davon gesprochen wird, dass die „schnelle Datenautobahn wichtig“ sei? Es hätte auch seitens der EU viel früher massive Einschränkungen geben müssen, was Facebook und andere Datensammler mit den Daten machen dürfen, und was eben nicht. Insbesondere das Weiterleiten der Daten über eine API hätte man gar nicht erst zulassen dürfen.

Die Medien

Und dann wären da noch die Boulevardmedien, die nun den Eindruck entstehen lassen, Zuckerberg sei des Teufels Advokat. Und das, während sie ihre eigenen Nutzer fein tracken und allerlei Spionage-Pixel, Cookies usw. einsetzen.

Und nun?

Facebook wird als Schuldiger verteufelt und quasi an die mediale Wand gestellt. Dabei ist das Problem vielschichtig. Facebook hat eine Einnahmequelle – die personalisierte und zielgerichtete Werbung. Als Anwender finde ich das in Maßen okay. Tracker, die meinen Verlauf angesteuerter Webseiten aufzeichnen und mit meinen Facebook-Daten verknüpfen? Finde ich in dem Umfang, wie es heute Standard ist, nicht mehr schön. Wenn Facebook einen Algorithmus hat, der über meine veröffentlichten Inhalte und Likes bestimmt, was ich gerne sehen würde – fein, aber eine fast ununterbrochene Kette des Trackens will ich nicht.

Ich lege meine Hand ins Feuer, der nächste Skandal wird auf einer anderen kostenlosen Platform aufgedeckt. Lass es Twitter, Google oder Pinterest sein. Und am Ende wollen wir, die Nutzer, doch alle Plattformen kostenlos nutzen, möglichst werbefrei dank Adblockern und mit höchster Privatsphäre- keiner soll mitlesen, meine Inhalte sollen nicht analysiert werden. Und da fängt es dann an, unlogisch zu werden. „Kostenlos“ war noch nie „umsonst“ und wird es wirtschaftlich auch niemals sein können.